Hutewald-Rengshausen

Direkt vor meiner Haustür, befndet sich der Hutewald Rengshausen, ein Nutzungsrelikt aus alter Zeit. Das Typische eines Hutewaldes lässt sich hier noch besonders gut erkennen, da der Wald ungewöhnlich lange – bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts – als Weide für Rindvieh, Schafe, Ziegen, Pferde und Schweine genutzt worden ist. Bei der Hütung des Nutzviehs sind die Tiere durch den Wald getrieben worden und fraßen beim Weidegang die vielen Samen und jungen Triebe der großen Bäume und sorgten so für eine Reduzierung der natürlichen Verjüngung des Waldes und damit für ausreichend Licht und Luft für ein jahrhundertelanges Wachstum einzelner Bäume. Durch die Beweidung ist ein typischer Hutewald mit bis zu 280 Jahre alten Buchen entstanden, die mit viel Abstand zueinanderstehen.. Die dicken Stämme tragen durch den Fraß im unteren Bereich wenig Äste und im oberen Bereich breite Kronen. Durch den Lichteinfall wachsen am Boden vermehrt Licht liebende Pflanzen, zu denen auch die Heide gehört, die man im Rengshausener Hutewald findet.

Es wurde nach einer Möglichkeit gesucht, um für den Fortbestand des kulturhistorisch bedeutsamen Hutewaldes in Rengshausen zu sorgen. Als besonderer Lebensraumtyp, den es zu erhalten gilt, wurde das Gebiet als Flora- Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) und damit Teil eines europäischen Schutzgebietsnetzes anerkannt.

Um die Beweidung fortzuführen, wurde in den 90er Jahren ein Weideprojekt mit Ziegen gestartet. Leider fanden sich keine Nutzer da die Haltung der Tiere in dieser Form sehr arbeitsaufwendig waren. Doch ohne weidende Tiere sei die Pflege des Naturschutzgebietes zur Bewahrung des Hutewaldes aber ein hoffnungsloser Kampf gegen die Vegetation, Die Naturschutzbehörde fand in der Kooperation mit dem Wildpark Knüll, eine Möglichkeit der Beweidung, die für den Fortbestand des Hutewald nötig ist. Mehrer Tarpanhengste aus dem Wildpark Knüll sollen bei der Pflege des Naturschutzgebietes Waltersberg in Rengshausen eingesetz werden. Die Tarpane können den üppigen Nachwuchs junger Bäume eindämmen und die Heide zum Jungwuchs anregen. Um die Pferde im Hutewald weiden lassen zu können, wurden 3,5 Hektar des 13 Ha großen Hutewaldes abgezäunt, in dem die genügsamen und robusten Tarpane verweilen können.

Doch der Hutewald wurde nicht nur von weidendem Vieh genutzt. Es wurden auch Zweige geschnitten und getrocknet, um es als Winterfutter (Laubheu) zu verwenden. Das heruntergefallene Laub wurde aufgesammelt, um es zuhause im Stall als Strohersatz zu nutzen. In mühseliger Arbeit wurden die Bucheckern gesammelt, um sie zur Ölgewinnung zu nutzen.

 Durch das abfressen der jungen Triebe und Rinden, durch das abrechen und abschneiden der Zweige, haben die Bäume im Laufe der Jahre in ihrem Wachstum seltsame Formen angenommen und haben Höhlungen und Faulstellen bekommen, in denen besondere Pilze, Insekten, Vögel und auch Säugetiere leben können.

Der 13,4 ha große Hutewald Rengshausen wurde 1967 als einer der ersten in Hessen unter Naturschutz gestellt.